Tauchen im Blütengarten 
der Korallen - Flores

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Beim Studium des Reiseführeres wurde unser Interesse für die Insel Flores geweckt: Geologisch an der Grenze zwischen Asien und Australien auf der sogenannten Wallace-Linie gelegen, und daher mit Unterwasserfauna und -flora die viel von beidem hat.

So entschlossen wir uns nach den Aufenthalten in Sulawesi und Bali zu einem kurzen Besuch auf Flores. Von Freunden wurde uns als Bleibe und Tauchbasis der Sea World Club - Waiara Cottages empfohlen, eine Anlage, die neben dem bekannten Sao Wisata Resort liegt. Deutsche Mönche haben hier mit "Eingeborenen" ein Hotelprojekt geschaffen, bei dem mit auf der Insel vorhandenem Material und hier lebenden Menschen ein Einstieg in die "Weiße Industrie" geschaffen wurde.

Aber erst zur Anreise: Von Denpasar flogen wir mit einer alten Fokker F-27 der Merpati Airlines in 2 Stunden nach Maumere, der "Hauptstadt" von Flores.

Am Airport erwartet uns schon ein Jeep des Sea World Club. Die Fahrt zur Anlage ist kurz, denn sie liegt nur etwa 8 Km vom Flugplatz entfernt. Da wir am Nachmittag eintreffen sind die Boote noch unterwegs. Wir buchen unsere Tauchgänge für die nächsten Tage und erkunden erstmal die Hotelanlage. Sie liegt in einem Palmenwald direkt am Strand. Es gibt Reihenbungalows mit Aircondition und Hütten im ortsüblichen Stil ohne Kühlung. Da das Klima uns trockener und nicht so heiß vorkommt wie auf Bali, daher entscheiden wir uns für eine Hütte im "Local Style" mit Ventilator und Moskitonetz. Eine eigene Toilette und Dusche haben alle Unterkünfte. Nach einem Wellcomedrink im Restaurant ,setzten wir uns an den Strand und genießen wir den Sonnenuntergang und die Rückkehr der Tauchboote. Vom Strand schauen wir auf die rötlichbraunen Berge, die hinter den Palmen aufragen.

Die Basis hat 2 größere Boote , einen wohl ehemaligen Fischkutter und eine Motorjacht, die uns für Taucher geeigneter scheint. Es gibt keinen Anlegesteg , die Mannschaft setzt die leeren Preßluftflaschen mit dem Dingi über, welche im Diveshop gefüllt werden. Dort werkelt ein mit einem Benzinmotor angetriebener Kompressor.

Unser Abendessen genießen zusammen mit einer Gruppe "Aussies", für die Flores genau wie Bali billiger als ihr Great Barrier Reef ist. Der Abend klingt aus mit einigen Bintag-Bieren und reichlich taucherischer Fachsimpelei mit unseren australischen Tischnachbarn.

Am nächsten Morgen frühstücken wir gegen 7.30 Uhr , um 8.30 geht es per Dingi an Bord der "Dunia Laut", unseres Tauchbootes. Mit uns fahren 3 Franzosen, 2 Australier und 4 Mann Besatzung, von denen einer auch der Diveguide ist. Wir machen uns auf dem Achterdeck breit , genießen die Landschaft und lesen. Die Fahrt dauert etwa 2 Stunden, vorbei an Pulau Besar , dann sind wir bei Pomana Island, wo auch getaucht werden soll. Der Guide erklärt uns , daß wir einen Tauchgang mit Strömung an einem Riff entlang machen werden. Das Boot liegt währenddessen vor Anker. Schnell steigen wir in die Ausrüstung . Die Geräte werden von der Mannschaft zusammengebaut. Von der Heckplattform springen wir ins Wasser. Der Gang beginnt auf der Riffoberseite, in einem wahren Blütengarten von Weich- und Hartkorallen. Der Reiseführer hat recht: Flores muß etwas mit der Korallenvielfalt zu tun haben! Wir sammeln uns und folgen dem Guide entlang dem Dropoff, aus dem uns Gorgonenfächer entgegen ragen. Schwärme von Wimpelfischen umgeben uns. Zwei Weißspitzenhaie huschen an uns vorbei. Die Klarheit des Wasser läßt uns vergessen wie tief wir schon sind. Schnell ist die 40 -Metergrenze überschritten! Wir schweben gemächlich an der Kante hinauf. Auf Plateaus stehen immer wieder mächtige Korbkorallen, aus denen mal ein Scorpionfisch, mal ein Eidechsenfisch gelangweilt hervorlugen. Aus Höhlen tasten uns Langusten mit ihren Antennen entgegen. Falterfische wimmeln um uns herum. Die Nikonos mit der 15er Optik bekommt reichlich zu tun, leider hat der Film nur 36 Aufnahmen. Der Rückweg zum Schiff gegen die leichte Strömung macht uns wenig Probleme. An der Oberfläche hat die Mannschaft vorsichtshalber Strömungsleinen ausgebracht. An Bord gibt es einen Softdrink als kleine Erfrischung. Das anschließende Mittagsbuffett bietet und viele nationale Köstlichkeiten aus Fisch, Fleisch, Reis, Gemüse und Obst - ein wahrhaft fürstliches Mahl.

Um 13.00 werden die Maschinen angelassen, die "Dunia Laut" fährt ein kurzes Stück um die Insel herum zum nächsten Tauchplatz. Um 13.40 betauchen wir eine andere Stelle der Steilwand von Pulau Pomana. Wieder schweben wir durch Schwärme von Wimpelfischen. Hier gibt es Mengen von Kaiserfischen aller Altersstufen und Farbkombinationen und besonders schöne Weichkorallen. Nach dem morgendlichen 40-Meter-Gang müssen wir etwas auf den Dekorechner achten und halten uns im 20-Meter-Bereich auf. Nach 65 Minuten zeigt das Finimeter Reserve, und wir kehren dem bunten Treiben den Rücken und tauchen auf. Eine so pralle Lebensvielfalt haben wir bisher noch in keinem tropischen Meer gesehen !

In der Nachmittagssonne tuckert die "Dunia Laut " zurück in die Maumere Bay. Wir genießen das Farbenspiel der Sonne auf dem Wasser und an den bräunlichen Felsen von Pulau Besar.

Die nächsten Tage bringen uns noch 4 wunderschöne Tauchgänge an den Dropoffs von Pulau Pomana und Pulau kecil Pomana, der kleinen Nachbarinsel. Jeder Tauchgang hier fasziniert uns aufs Neue, der ungeheure Reichtum an Farben und Formen und die vielen Arten von Korallenfischen.

Beim letzten Tauchgang wird unsere Begeisterung leider etwas getrübt. Ich habe mir über Nacht einen Schnupfen zugezogen, obwohl wir ja keine Klimaanlage im Bungalow hatten., aber der Druckausgleich klappt noch und so brauche ich mir den Gang nicht entgehen zu lassen. Gleich unter dem Boot liegt in einem großen Schwamm ein kapitaler Scorpionfisch. Also "rann an den Feind", fokussieren, auslösen - aber was ist Das ? Der Auslöser will nicht. In der Hektik werde ich etwas Gewalttätig, was die Kamera mit Alarm des Leckwarners quittiert! Das gab es noch nie, daß das Ding den "Ernstfall" meldet! Schnell tauche ich auf, an Bord das Kameragehäuse öffnen und das Salzwasser läuft mir entgegen. Zum Glück habe ich die Kamera gerade gehalten und das Wasser hat nur den Motordrive erreicht. Der Film ist natürlich hin, aber es war ja auch noch nichts drauf. Die Batterien sind durch den Kurzschluß schon ziemlich heiß und werden entfernt. Das Batteriefach konnte durch konsequentes Wässern in Mineralwasser gerettet werden. Im Bungalow wird das Ganze noch mal mit Kontaktspray bearbeitet. Am nächsten Tag arbeitet der Motor wieder! Also Glück im Unglück.

Leider hatten wir für Flores nur vier Tage Zeit, denn außer den tollen Korallenriffen wird auch sonst noch einiges geboten, die Vulkanseen auf dem Mount Kelimutu, etwas Regenwald, und noch relativ unverdorbene Einblicke in das Dorfleben der Menschen hier. Aber wir müssen zurück, denn unser Flieger von Denpasar nach Jakarta ist fest gebucht. Also versuchen wir über die Rezeption Bestätigungen für unser Plätze in der Maschine nach Denpasar zu bekommen. Nach Auskunft der Merpati keine Chance für uns mit zu kommen. Wir fahren aber trotzdem zum Maumere Airport. Dort sammelt sich eine große Menschenmenge. Erst denken wir noch, die wollen auch alle nach Bali, aber dann erfahren wir, daß der Minister für Jugend und Sport im Rahmen einer Wahlkampfreise auch diesen Teil der indonesischen Provinz besucht. Am Eingang zum Ankunftgebäude, auf dem Flugfeld sammeln sich eine Volkstanzgruppe und eine Kapelle , die den gebührenden Empfang für den hohen Herrn sorgen sollen. Wir hoffen derweil immer noch auf Plätze in der Maschine. In der kleinen Flughafenhalle herrscht das reine Chaos: Inselbewohner und Touristen scharen sich um den Abflugschalter, kleine Kinder schreien, größer Kinder spielen Fangen Die Leute nutzen den Ausflug zum Airport zur eigenen Gewichtskontrolle auf der Gepäckwaage.

Endlich dürfen wir wenigstens unser Gepäck einchecken, Sitzplätze haben wir immer noch nicht. Dann beginnt die Band draußen einen Marsch zu intonieren, wir erhalten die Boardingpässe für die letzten beiden Plätze. Der Minister schreitet mit seinem Gefolge am Empfangskomitee vorbei. Die Stimmung ist freundlich ausgelassen. Politikerbesuche scheinen hier noch echte Kulturereignisse zu sein. Unser Flug wird aufgerufen, wir marschieren über das Flugfeld, steigen in den Flieger. Als wir in der Luft sind wage ich einen Blick in die Runde, die Fokker ist zu höchstens 50% ausgebucht! Und wir hatten uns ernsthaft gesorgt nicht mehr mitzukommen! Der Rückflug bietet uns noch mal einen Blick auf die wunderschöne Inselwelt von Nusa Tengara. Wir sind uns einig, dies ist bestimmt nicht unser letzter Besuch im Blütengarten der Korallen gewesen.

©Jan und Christine Waßmann 1991


 


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